Stanley in Germany 2014
Stanley Samuelsen, Konzert am 5.5. 2014, Festival Nordischer Klang in Greifswald.
Das erste, was einem bei Stanley Samuelsen auffällt, ist seine Austrahlung von Ruhe und Gelassenheit.
Unaufgeregt kommt er auf die Bühne, stimmt seine Gitarre und begrüsst freundlich das Publikum. Man hat im Konzert das Gefühl, als sei man bei einem alten Bekannten eingeladen, der einem in seiner Stube in intimen Kreis Lieder spielt.
Mag der Saal auch größer sein: Jeder Zuhörer fühlt sich persönlich angesprochen. Zu der Ruhe in seiner Stimme und in seinem färöischsprachigem Gesang gesellt sich seine geschwindes Fingerpicking in der Gitarrenbegleitung – aber nicht als Widerspruch, sondern als harmonische Unterfütterung, die die Wärme seines Liedvortrags umso mehr hervorhebt. Immer wieder kommt es zu kleinen instrumentalen Zwischenspielen zwischen den Strophen, in denen sich aus hellen filigranen Ostinatofiguren plötzlich ein rasanter Basslauf abhebt oder eine Melodiestimme Ausflüge in einen erdigen, ja geradezu funky Americana-Sound unternimmt. Man kann so viele raffinierte Wendungen entdecken, wenn man diesem Spiel aufmerksam lauscht!
Nun haben die Texte seiner Lieder oft einen resignativen Grundton, insbesondere wenn Stanley seine eigenen Vertonungen des färöischen Dichters Janus Djurhuus singt. In Stanleys gesanglicher Interpretation werden diese resignativen Inhalte in besonnener Gefasstheit ausgedrückt, was von einem bedachtem Mut im Akzeptieren kündet.
Und die Gitarre spricht dazu in ihrer eigenen Sprache, dass es im Hier und Jetzt so viel Aufregendes und Schönes zu erleben gibt. Melancholie?
Vielleicht; aber mindestens ebenso viel Hoffnung und Vertrauen in die Möglichkeit von Glück!
Stanleys Kunst berührt! Frithjof Strauß